Anmaßung der Lauten
Lese einen interessanten Kommentar von James Besser in der International Herald Tribune, der mich zum Denken anregt. Darin wird beschrieben, wie sich die Republikaner in den USA  von radikalen Kräften haben vereinnahmen lassen, die nur die Meinung einer lauten Minderheit wiedergeben, die aber als die Meinung der gesamten Partei empfunden werden. Dasselbe Problem sieht der Autor in jüdischen Organisationen in den USA oder auch in der NRA.

Nun ist Radikalität bei den Forderungen nicht immer fehl am Platze. Doch die Radikalität, um die es mir geht, ist eher von der Art, die Forderungen präsentiert und durchdrückt. Wie das Beispiel der Republikaner und deren Tea Party klar macht, ist es das schrille Auftreten, das jeden als falsch angesehen Atemzug von Obama als Untergang des Abendlandes, der christlichen Kultur und als einen Schritt weiter in die Hölle sieht. Mit anderen Vorzeichen ist das eine Radikalität, die ich tagtäglich bei uns Piraten erlebe.

Denn das Problem der US-Republikaner sehe ich auch bei uns. Seit etwa einem Jahr lassen wir uns von Radikalen verleiten, die uns zu einer linken Partei umfunktionieren und eine “bessere” Linke aus uns machen wollen –  unterstützt durch eine Presse, die lieber das Laute und Unvernünftige darstellt als die bedächtigen Töne.

Nur gibt es in Deutschland schon eine halbwegs große linke Partei. Was Deutschland fehlt – und was wir Piraten mal waren und wieder werden sollten – ist eine freiheitliche, liberale Partei, die sich um die Menschen kümmert. Eine Partei, die die Menschen nicht als Kollektiv ansieht. Eine Partei, die jeden einzelnen Menschen als handelndes, denkendes Individuum versteht, das aus freien Stücken entscheidet, dass die Zugehörigkeit zu diesem Staatsgebilde die bessere der möglichen Lösungen ist. Eine Partei, die für Freiheit, Menschenrechte und soziale Gleichheit kämpft. Und wer mir hier mit der FDP kommt, den lache ich herzlich aus. Die FDP ist eine ultrakonservative, marktradikale Partei, fest verankert im neoliberalen Glauben.

Jenseits von rot/grün/links/rechts beginnt die Freiheit
Was ich immer sympatisch fand an dieser, “meiner” Piratenpartei war, dass wir die ideologischen Diskussionen ignorierten, die ich seit langem in linken und grünen Kreisen erlebte. Ich bin als Marxist aufgewachsen, in gemischten und doch stark links geprägten Kreisen, und war Mitglied der Grünen. Entsprechend kenne ich die Diskurse, die die Radikalen bei uns durchführen wollen, zur Genüge. Und deren Methoden.

Sie bringen in mir die Erinnerung an die Abscheu wieder, die mich von linken und grünen Kreisen entfernte. Zum einen sind die Diskurse extrem freiheitsfeindlich, zum anderen sind die Methoden übel: aggressiv, abgrenzend, boshaft. Diese Menschen scheuen nicht vor persönlichen Angriffen, vor Schmutzkampagnen, vor falschen Behauptungen und böse gestreuten Gerüchten zurück. Alles im Dienste einer Ideologie. Alles im Sinne einer Denkart, die alles und jeden böse nennt und (politisch) zu vernichten sucht, dass sich dieser Ideologie nicht unterordnet.

Absolutismus Totalitarismus ist Aggression
Und so versuchen diese Radikalen seit einiger Zeit, die Piraten in den Würgegriff ihrer Ideologie zu bringen. Es geht nicht mehr um Sachpolitik, es geht nicht mehr darum, was die vernünftige Lösung ist, die allen Seiten am besten nützt. Es geht darum, alles ihren ideologischen Schemata anzupassen. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Wenn nötig, mittels Gewalt und Aggression.

Viele Piraten trauen sich nicht mehr, sachorientiert aktiv zu sein, weil sie mittlerweile das eine Mal zu oft von den Radikalen niedergeschrien, niedergemacht, verletzt wurden. Und nein, das Bonmot “ideologiefrei ist auch ideologisch” akzeptiere ich nicht. Weder der Glaube an noch die Verblendung durch die Ideologie sind Teil einer sachorientierten, vernünftigen Politik.

Es reicht
Das sollten wir uns nicht gefallen lassen –  wir, die weiterhin sachorientierte Politik machen wollen, die eine Lösung auch dann in Betracht ziehen, wenn sie der eigenen Gedankenwelt nicht passt. Wir, die auch Menschen loben, die auf der vermeintlich “falschen” Seite sind. Wir müssen wieder eine vernunftorientierte Alternative werden, denn sonst braucht dieses Land uns Piraten nicht.

Beispiele für die Aktivitäten der Radikalen unter den Piraten im nächsten Blogpost, Teil 2.

(Vielen Dank an @SteinHolzheim, @Frau_Semm, @ws_pirat, S. und @MoppleTheWhale für einen besseren Text)

49 Gedanken zu „Radikale Piraten, Teil 1

  1. Hallo, ich hoffe, dass du und alle die zustimmend beim Lesen des Blogpostes nicken, den ersten Absatz bei “Es reicht” dann auch ernst nehmen, weil das im Rest des Textes eigentlich eher das Gegenteil vermuten lässt. Bin gespannt auf den zweiten Teil. Ist sicherlich interessant, wie Aktivitäten, Positionen und ggf. Personen in Schwarz und Weiß (schwarz=radikal) sortiert werden. Das gerade dies dem Sinn des Absatzes “Es reicht” widerspricht, fällt sicherlich nicht auf.

  2. ++

    Sehr gerne würde ich wieder für die Piraten Werbung machen und genau wissen was ich wählen will …. aus Überzeugung wählen will.
    Bei dem aktuellen Bild das die Lautschreier vermitteln ist mir das leider unmöglich.

    Viel Glück und ich hoffe es finden sich bei den Piraten viele die so denken!

  3. Danke für diesen Text, der genau das beschreibt, was ich seit einiger Zeit bei uns Piraten beobachte. Den Umbau der einstigen Bürgerrechtspartei zu den ‘kleinen Linken’. Eine Partei, in der linke Lautsprecher inzwischen Internetzensur fordern – im Kampf gegen die extreme Rechte. Eine Partei, in der eine 66% Mehrheit das BGE will, aber jene zu Feinden erklärt, die (noch) Geld verdienen und dieses auch versteuern. Die Internetabstimmungen mit Delegationen fordern und unsere Parteitage als ‘undemokratisch’ brandmarken.

    Für jemanden, der seit 2009 an Infoständen für Meinungsfreiheit und gegen Sperren eintritt, der für faire Löhne statt Abhängigkeiten vom Staat argumentierte, der die Manipulierbarkeit von Wahlcomputern anprangerte und stolz war, dass es es bei uns keine Delegierten gibt, ist diese Partei kaum wieder zu erkennen.

  4. Der Artikel ist sehr gut, und es ist die Wahrheit.
    Auch ich werde die Konsequenzen ziehen und auf weiteres in meinem Umfeld keine Stammtische mehr besuchen, da dies absolute Zeitverschwendung ist, und ich auch nicht mehr bereit bin, falls ich versuche über Inhalte zu diskutieren, jedesmal von genau diesen Brüllern niedergemacht werde, und mich ständig gegen erfundene Stellungsnahmen meinerseitz rechtfertigen muß.
    Ich werde in Zukunpft nur noch mit den Piraten kommunizieren, mit denen ich auf Augenhöhe diskutieren kann.
    Gott sei Dank gibt es viele von denen, und nur diese Leute können es schaffen, der Partei den Einzug in den Bundestag zu ermöglichen.
    Ich kann nur jedem vernünftigen Piraten ein verdammt dickes Fell wünschen , sich nur nach Oben und nicht nach Unten zu orientieren und zu lernen, die Brüller zu ignorieren und stark zu bleiben.

    LG Moddestyblaise

  5. Schön geschrieben, aber 2 Jahre zu spät:

    Ihr Bayern seid in der Minderheit und Ihr, die überlegt und substanzhaltig vorgehen wollt, auch im LV Bayern in der Minderheit. Weiterhin habt ihr, trotz eurer Motivation und menschlichen Sympathie auf Bundesebene nicht die Eier gehabt, eine klare Kante zu geben. Bei dem Ge-shitstorme und Mobbing sicherlich nachvollziehbar, aber so ist es eben. Keiner hat es geschafft, das Stimmpotential des LV zu mobilisieren um die Interessen auf Bundesebene zu vertreten. Weder 2009 noch 2012.

    Vielleicht haben wir uns aber auch wirklich alle geirrt in der Tatsache anzunehmen, dass man schnell und einfach Dinge ändern kann. Vielleicht sind einige Dinge auf den ersten Blick vollkommen hirnrissig, aber je weiter man hineinschaut und analysiert vielleicht doch logisch. Nicht optimal, nicht liberal, nicht weltoffen, nicht innovativ — aber auf Basis eines Konsens zustandegekommen, welcher von der Mehrheit der Bürger (stillschweigend) getragen wird.

    Ob Hartz4 oder Stuttgart21 — Die Mehrheit will das so. Die von Dir angesprochenen Radikalen werden auch nicht gewinnen, genau so wenig wie die “Opferrollen”-Spieler in besagten Gruppen hier etwas bewirken können.

    Aber es hat eben schon was, eine große Zahl von Leuten hinter sich zu haben, die einen als Robin Hood würdigen auch wenn man regelmäßig mit leeren Händen ankommt. Dem Bürger klarzumachen, warum die Hartz-Reformen notwendig waren und man hier bestenfalls eine Anpassung von Bemessungsgrundlagen/Sätzen vornehmen kann, aber niemals ein BGE oä realisieren wird können, will natürlich niemand hören…

    • > Die von Dir angesprochenen Radikalen werden auch nicht gewinnen

      sie konnten bei der DKP, bei der MLPD, bei der PDS und auch bei der vereinigten Linken politisch nichts reissen. Sie werden es auch bei den Piraten nicht schaffen dem Wähler ihre Visionen schmackhaft zu machen.
      Schade nur, dass die Piratenpartei und ihre liberalen Ziele unter solchen Phantasten leidet. Hier in Bayern wittert die CSU schon Morgenluft und fordert seit neustem wieder munter den Ausbau der Überwachung. Widerspruch ist von dieser Piratenpartei ja derzeit nicht zu befürchten.

      • Die ursprünglichen Ziele der Piratenpartei, also imho einen liberalen Staat zu schaffen, Informationen und Datenzugang für jeden frei verfügbar zu machen und zu halten(!), sowie Entscheidungsgrundlagen transparent zu machen sind in der Piratenpartei heute schlicht nicht mehr mehrheitsfähig.

        Ich sehe in einzelnen NGOs mehr motivierte und rational agierende Menschen, die für Ziele eintreten die ich teile. Z.b. die Open Knowledge Foundation (OFKN), Digital Courage/FoeBuD, DigiGes, Netzpolitik.org, den CCC und evtl. der Humanistischen Union.

        Es war rückblickend falsch, die Themen als “Partei” bearbeiten zu wollen, weil so unweigerlich ein parteiübergreifender, inhaltlicher Konsens erschwert wurde, was man beim AKV gesehen hat. Insbesondere nach der Fehlentscheidung, sich unbedingt ein “Vollprogramm” verpassen zu müssen.

        Die transparente und von jedem mit ein paar Leuten “veränderbare” Richtung der Partei war auch eine Schwäche und konnte so in verscheidenen Verbänden von einigen Wenigen genutzt werden sich auch inhaltlich zu manifestieren. Streng genommen ist das jedoch demokratisch, wer nicht wählt, stimmt insgeheim zu.

        Liquid Feedback musste entstehen, weil es keine Delegiertenordnung gab und auch ehemalige LV-Bayern-Vorstände gegen ein Delegiertensystem waren. Wer macht, der bleibt.

        Ich habe einen Job, ich habe ein Leben. Für mich kam nicht in Frage 100% meines Privatlebens zu investieren. Viel zu viel Freizeit habe ich in 2012 investiert in Technikprojekte, Strippenziehen und den Versuch Leute zu motivieren tätig zu werden.
        Das hat nicht funktioniert. Mittlerweile hat auch der LV Bayern viele Dinge beschlossen, die ich inhaltlich nicht mehr teile, z.B. gegen die 2. Stammstrecke / den 2. Tunnel zu sein.

        Deshalb bin ich auch ausgetreten.

        Wie geht es weiter? Die “Radikalen” werden nicht liefern können, aber sie brauchen das auch nicht. Sie arbeiten auf einer Ebene, wo es nur Feinde gibt. Das ist wie in einer Sekte oder einer Verschwörungstheorie: Alle haben was gegen uns, wollen uns vernichten, … deshalb müssen wir dagegen kämpfen!

        Mit dieser “Legitimation” gelingt es diversen Gruppen aus allen Bereichen zumindest einen ansehnlichen Teil ihrer Gefolgschaft auf Kurs zu halten. Möglicherweise ausreichend viele um “high” zu bleiben und sich selbst als “Freiheitskämpfer/Märtyrer gegen das Verbrechen” zu sehen, wie es manche in Berlin offenbar tun. Die Partei ist zwar im Arsch, aber das liegt ja den Kapitalisten/Neoliberalen/Steinbrück/insert_your_Sündenbock

        Richtig schlimm finde ich, wie so viele normale, fähige, sympatische Leute verheizt wurden und werden. Ich hoffe, dass diese keine bleibenden pysch. Schäden davon zurückbehalten und über die “Abenteuer” bei der Piratenpartei später irgendwie noch lachen werden können.

        Politische Arbeit ist nicht alles.

  6. Das ist der Grund warum ich mittlerweile auch die Piraten nicht mehr wählen mag. Eine Besinnung auf eure ursprünglichen Kerninhalte als liberale Partei würde euch sehr gut stehen.

  7. “Es geht darum, alles ihren ideologischen Schemata anzupassen. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Wenn nötig, mittels Gewalt und Aggression. Viele […] trauen sich nicht mehr, sachorientiert aktiv zu sein, weil sie mittlerweile das eine Mal zu oft von den […] niedergeschrien, niedergemacht, verletzt wurden.”

    vs.

    “Und wer mir hier mit der FDP kommt, den lache ich herzlich aus. Die FDP ist eine ultrakonservative, marktradikale Partei, fest verankert im neoliberalen Glauben.”

    Kritiker/Elche. Cheerio.

  8. Hallo Aleks, es gibt Politikfelder, da widerspreche ich dir. Aber mit Respekt. Weil ich weiß, dass du überzeugt davon bist, das richtige für die Menschen zu tun. Ich glaube z.B., dass die Arbeit einer Altenpflegerin in der Demenz-Abteilung höhere Anforderungen stellt und schwerer zu bewältigen ist, als die Arbeit eines Kreissparkassendirektors einer Kleinstadt. Trotzdem sind die Einkommenverhältnisse diametral entgegen gesetzt. Was dazu führt, dass beide ungleiche Chancen haben. Freiheit und Liberalität macht aber ohne Chancengleichheit keinen Sinn. Denn dann ist es nur die Freiheit für einige wenige Glückliche. Deshalb bin ich für eine progressive Besteuerung und eine Erhöhung der Einkommen in den unteren Bereichen der Einkommensskala. Über Vor- und Nachteile, Steuerflucht und Neiddebatte reden wir ein anderes Mal, wie vernünftige Menschen. Was ich sagen will ist, dass LINKSSEIN automatisch auch bedeutet LIBERAL zu sein. Nämlich liberal im ursprünglichsten Sinn. Jeder erhält die gleichen Chancen entsprechend seiner Fähigkeiten, Möglichkeiten und Anlagen. Und deshalb stimme ich NICHT mit dir überein, dass die Freiheit Jenseits von … links beginnt. Sondern Freiheit BEGINNT LINKS.

    Natürlich ist LINKS nicht = LINKS, so wie LIBERAL nicht = LIBERAL ist. Und ich stimme dir zu, dass sowohl gewisse anarchistische als auch absolutistische so genannte linke Modelle überhaupt nicht mit dem klassischen Freiheitsbegriff in Einklang zu bringen sind. Dazu gehört zuallererst die „MANIPULATION“ die das Gegenteil von Freiheit bedeutet. Und in zweiter Linie die „ZENSUR“ die davon ausgeht, dass Menschen unmündig, und einen großen Onkel brauchen, der ihnen nur die „richtigen“ Dinge erlaubt zu lesen. Also gibt es auch Fälle, in denen ich durchaus deiner Meinung bin.

    Dann gibt es aber einen Bereich, der nicht klar ist. Du sagst: „Wir müssen wieder eine vernunftorientierte Alternative werden, denn sonst braucht dieses Land uns Piraten nicht.“ Du sagst dies, als ob du der Meinung bist, dass die Partei eine reine Realpolitik betreiben müsse. Und da bin ich wieder vollkommen anderer Meinung. Und das werde ich in der nächsten Woche in einem Artikel ausführlich begründen. Die Menschen wollen nicht eine sozialere FDP oder eine SPD wie vor Agenda2000 oder eine CDU mit Internetanschluss. Die Menschen wollen Visionen und neue Lösungsansätze für die zwei großen politischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Wenn wir die nicht auf dem nächsten Wahlparteitag beschließen, werden wir NICHT über die 5% Grenze kommen. Denn unser Hoch (vom letzten bzw. vorletzten Jahr) begründete sich auf der Annahme der Wähler, dass wir NEU, UNVERBRAUCHT und VISIONÄR wären.

    Ansonsten hoffe ich, dass du weiter deine Meinung sagst, auch wenn sie mir manchmal nicht passen sollte. Weil ich das besser finde als … na du weißt schon.

    • Alter, ist das ein langer Kommentar… 🙂

      >Hallo Aleks, es gibt Politikfelder, da widerspreche ich dir. Aber mit Respekt.

      So sollte es sein. Widerspruch führt dazu, dass ich meine Position überdenke, präzisiere, gfls ändere. Allein das ist schon viel Wert.

      >Freiheit und Liberalität macht aber ohne Chancengleichheit keinen Sinn.

      Dafür wirst du von mir keinen Widerspruch ernten. Ganz im Gegenteil.

      >dass LINKSSEIN automatisch auch bedeutet LIBERAL zu sein. Nämlich liberal im ursprünglichsten Sinn.

      Ich gehe davon aus, dass du und ich andere Bedeutungen von Links haben. In meiner semantischen Welt ist Liberal genau nicht links. Nicht sozialistisch, nicht kommunistisch. Höchstens in Teilen anarchistisch. Inwiefern Anarchismus links ist, da kann man einen langen Abend lang diskutieren.

      >Jeder erhält die gleichen Chancen entsprechend seiner Fähigkeiten, Möglichkeiten und Anlagen.

      DAS ist meines Erachtens die sozialliberale Sicht der Dinge. Linke Denke will dann die Produktionsmittel nationalisieren, die Menschen kollektivieren. Maoistisch (und bewusst überspitzt) gedacht sie alle in der selben grauen Kleidung kleiden.

      >Dann gibt es aber einen Bereich, der nicht klar ist. Du sagst: „Wir müssen wieder eine
      >vernunftorientierte Alternative werden, denn sonst braucht dieses Land uns Piraten nicht.“ Du sagst
      >dies, als ob du der Meinung bist, dass die Partei eine reine Realpolitik betreiben müsse.

      Vernunftorientierte Sachpolitik muss nicht in sog. Realpolitik münden. Wir Piraten haben Ziele, und der Eine oder Andere auch eine Utopie, die er/sie anstrebt. Das ist gut so.

      Ideologiegetriebene Politik ist immer wieder an die “Anthropologischen Konstanten” gescheitert. Sie geht in ihrer ideologischen Basis davon aus, dass Menschen “so” oder “so anders” sein sollen oder müssen und sich zuerst ändern müssen. Also werden die Menschen dahin getrieben, sich der Ideologie anzupassen.

      Menschen können sich ändern. (Wie George Takei so richtig sagt: “Als ich ein Kind war, war eine Ehe zwischen Menschen unterschiedlicher Rassen undenkbar. Heute bin ich als asiatischer Mann mit einen weißen Mann verheiratet!”) Aber das geht mit Bildung, mit stetigem Tropfen. Nicht mit Aggressivität und Indoktrination.

      >Agenda2000 oder eine CDU mit Internetanschluss. Die Menschen wollen Visionen und neue Lösungsansätze

      Nach meinem Dafürhalten (siehe oben) schließen sich Visionen (als Ziel) und Vernunft orientierte Politik (als Weg) keineswegs aus. Ganz im Gegenteil. Ohne ein Ziel brauchen wir den Weg gar nicht zu gehen.

      >Ansonsten hoffe ich, dass du weiter deine Meinung sagst, auch wenn sie mir manchmal nicht passen
      >sollte. Weil ich das besser finde als … na du weißt schon.

      Danke für ein positives Beispiel, wie der Diskurs stattfinden sollte.

      Aleks

  9. Hallo Aleks, bis auf deine Meinung zur FDP kann ich dir nur zustimmen. Aber das ist auch irgendwie zu erwarten gewesen in einer heterogenen Partei mit Defiziten in der innerparteilichen Meinungs- Gestaltungs- und Mitbestimmungspolitik. Daher sehe ich (als Nicht-Mitglied bzw. Ex-Mitglied der u.A. aus den von dir genannten Gründen ausgetreten ist) auch eher die Zielsetzung, hin zu einer partizipatorischen Demokratie. Themen statt Köpfe, aber erarbeitet durch Köpfe. Und zwar so viele wie möglich, nämlich die Bürger in diesem Land. Die Schaffung von Transparenz zur Befähigung zur Mitgestaltung und Mitbestimmung aller Bürger insbesondere auf kommunaler Ebene sehe ich als Vorraussetzung einer freiheitlichen und verantwortungsbewussten Politikgestaltung im Deutschland des 21.Jahrhunderts. Das Update der Demokratie wie es mal vor ein, zwei jahren Tenor und breiter Konsens in der PP war, ist immer noch die Erwartung der Bürger (und Wähler) an die Piratenpartei. Es ist noch nichts verloren. Radikalität mit dieser Zielsetzung in Verbindung bringen? Aber ja doch! Und btw: eine innerparteiliche Basisdemokratie im Sinne von Dezentralisierung der Beteiligung und Mitbestimmung hätte hier sicherlich einiges abdämpfen können von dem, was du so trefflich vorgebracht hast. Eine durchschnittliche Quote von 5% auf Parteitagen ist meiner Meinung nach auch einer der Gründe die zum jetzigen Zustand geführt haben. Ich hoffe, daß es mehr solche Menschen wie dich gibt und geben wird, die hier mal den Mund aufmachen! Danke.

  10. Es ist schon reichlich absurd, die Tea Party als Beleg für angebliche Defizite von Linken heranzuziehen. Die Tea Party vertritt im übrigen ein ähnlich individualistisches und vorgeblich “freiheitliches” Weltbild wie du.

    Wir brauchen auch keinen weiteren in Richtung Liberalismus gewendeten Ex-Marxisten, der andere über Ideologie belehren will, davon gibt es im Bundestag schon genug.

    Ach, und ausgerechnet Simon Lange, der primär durch übelste Pöbeleien und Beleidigungen auffällt, unterschreibt diesen Text. Naja.

  11. Reden, Reden, Reden, Formal-Foo, Formal-Foo, nur nicht machen.
    Was schon von der ersten Stunde der Piratenpartei galt, gilt auch heute noch:
    Die Piratenpartei ist das, was du draus machst.
    Dir kommt die liberale, sachliche, Kernthemen-orientierte Ausrichtung zu kurz ?
    Toll – mir auch, übrigens – du hast den Job !
    Du hast viel zu tun, denn dass die PIRATEN dahingehend eingeschlafen sind, haben nicht nur wir gemerkt, sondern jetzt sogar schon die GRÜNEN, die hieraufhin ihre Chance für einen schmerzlichen Angriff wittern und in diesem Rahmen den Themenkomplex Vorratsdatenspeicherung, Datenschutz und Bürgerrechte im Bundestagswahlkampf 2013 aufgreifen wollen – http://www.gulli.com/news/20616-gruene-machen-vorratsdatenspeicherung-zum-wahlkampfthema-2013-01-08 . Das ist aber noch nicht alles, denn gleichzeitig finden gerade 2 EU-Umfragen grundsätzlich zum Thema Immaterialgüterrechte und ganz konkret zu IPRED statt, die so gut wie niemand bemerkt und die von ihrer formalen Ausgestaltung her Fakten für eine Verschärfung der Immaterialgüterrechte schaffen sollen; glücklicherweise hat sich in der Piratenpartei eine Gruppe formiert, die koordiniert mit einer Kampagne dagegen hält, die sich gerade im Aufbau befindet – https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=267238 ; über personelle Unterstützung würde diese Gruppe sich sehr freuen.
    Du siehst also: Es ist verdammt viel für uns PIRATEN zu tun und deshalb ist die Zeit des Redens, des Formal-Foos und des Streitens vorbei; die können wir uns nämlich nicht mehr leisten.
    Ich bin gespannt zu sehen, wie du dich tatkräftig und konstruktiv im Hochhalten unseres Kerns einbringst.

    • Lieber “Slash”,

      ich habe die letzten 2,5 Jahren damit verbracht, so gut wie jedes Wochenende (und teilweise Wochentage und Nächte) für die Piraten unterwegs zu sein. Ich habe die Pressearbeit im Bund und in Bayern aufgebaut (natürlich nicht alleine, aber zusammen mit anderen maßgeblich). Ich war zwei Jahre lang politischer Geschäftsführer der Piraten in Bayern. Ein Jahr Stellvertretender Pressesprecher im Bund. Ich bin Direktkandidat der Piratenpartei gegen Dobrindt.

      Ich habe auch viel Geld verzichtet, habe viel Geld gespendet, habe viel Zeit und Energie eingebracht. Jetzt ist für mich jedoch die Zeit gekommen, meine persönliche und finanzielle Situation wieder ins Lot zu bringen.

      Zu implizieren, ich hätte nicht genug gemacht, ist verletzend.
      Aleks

      • Tut mir leid; das war nicht meine Absicht. Zudem hast du mich missverstanden:
        Ich sagte nicht, dass du zu wenig machst, ich sagte, dass es jetzt besseres für die Piratenpartei gibt, als sich noch immer mit sich selbst zu beschäftigen.

        • Danke.

          Ich verstehe ja deine Abscheu gegenüber der Nabelschau. Teile sie sogar bis zu einem gewissen Grad. Aber diesen Text musste ich mir endlich aus der Seele schreiben. Und habe anscheinend nicht alleine diese Gefühle.

          Schönen Gruß
          Aleks

  12. Hallo,

    Deine Ausführungen zu “Radikalität” und Aggression teile ich weitgehend. Die Ursache dieser Radikalität scheint mir häufig allerdings weniger ideologisch motiviert zu sein sondern mehr das Ergebnis einer optimierungsfähig gebliebenen Erziehung.

    Höflichkeit und Respekt vor der Meinung anderer sind eben nicht erblich. Genausowenig wie differenzierte Betrachtungsweisen. Wenn ich hier also lese, dass “wir” keine “in Richtung Liberalismus gewendeten Ex-Marxisten” brauchen (wer ist eigentlich “wir”?), dann könnte ich es mir einfach machen und feststellen, dass “wir” auch keine zum Sozialismus gewendeten ehemaligen bild.de-Mitarbeiter brauchen. Das wäre ebenso pauschalierend wie hinterhältig. So simpel sind die Dinge aber nicht zu klären.

    Geklärt werden müssen sie aber. Der 13%-Hype hatte Gründe. Das waren Vorschussloorbeeren auf die Hoffnung einer politischen Bewegung, die sich von ideologischen Beschränktheiten befreit und sachorientiert Politik vorantreibt. Das waren sicher auch Viele, die zwischen Wirtschafts- und Staatsliberalismus differenzieren können und jeden falls zweiteren wollen. Und das waren die, die schlicht eine reine Köpfe-/Partei-/Richtungs- Politik leid sind (dass daraus später das Motto “Themen statt Köpfe” geschmiedet wurde, ist eher ein bedauerliches Missverständnis).

    Und genau die Befassung mit diesen Hoffnungen, die ich teile, müssen wir wieder nach Außen transportieren. Stattdessen geht der sprachlich agressive interne Streit weiter und signalisiert: Die Piraten sind auch nicht anders als alle anderen.
    Doch, sind wir.
    Wir müssen es nur zeigen (wollen). Dazu gehört aber eben auch, Menschen nicht zu diffamieren. Und dazu gehören eher nicht Menschen, die das nicht kapieren möchten. Und zwar ungeachtet der Frage, welcher “Ideologie” sie zuneigen.

    Ich bin mir fast sicher, dass Du als jemand, der – wie ich lese – das “freiheitliche” Weltbild der Tea-Party-Bewegung teilen soll, mich verstehst. 😉

    Gute Zeit

    • >Deine Ausführungen zu “Radikalität” und Aggression teile ich weitgehend. Die Ursache dieser Radikalität
      >scheint mir häufig allerdings weniger ideologisch motiviert zu sein sondern mehr das Ergebnis einer

      Nur kommen die meisten Beispiele, von denen ich höre, eben von der Seite.

      >Ich bin mir fast sicher, dass Du als jemand, der – wie ich lese – das “freiheitliche” Weltbild der
      >Tea-Party-Bewegung teilen soll, mich verstehst. 😉

      Gut, dass der Smilie da war. Ich bin nämlich so weit entfernt von der Tea Party wie der Papst vom Marxismus.

      Schönen Gruß
      Aleks

        • Wenn du Beispiele für das Gegenteil hast bin ich sehr gerne bereit, sie einzubringen. Piraten müssen endlich kapieren, dass Aggression nicht Mittel des politischen Diskurses sein darf.

          Vielen Dank im voraus
          Aleks

          • Ich hab mich zu unklar ausgedrückt. Ich geb Dir darin recht, dass die Verbalvandalen weit überwiegend “links” zu stehen scheinen. Vielleicht entsteht dieser Eindruck aber auch, weil “rechte” Radikalinskis bei den Piraten (hoffentlich) Randerscheinungen (geworden) sind. Wie dem auch sei, die übertrieben nach außen sichtbare Polarisierung ist objektiv schädlich für Wahlerfolge. Außerdem stehen die Form der Auseinandersetzung und Inhalt der vertetenen Ideologie oft in einem gewissen Zusammenhang. Jedenfalls, wenn die Form agressiv ist. Das Menschenfreundliche ist wohl nie laut. Und das zumindest spüren die meisten Menschen intuitiv. Aber wie willst Du die Latsprecher ändern? Für erzieherische Maßnahmen ist es zu spät, da kann Johannes Ponader so oft appellieren, wie er mag. Rausschmeißen geht auch nicht. Vielleicht müssen wir uns erst intern klar werden, wer die Piraten sein werden, sein wollen. Vielleicht ist das ein – allerdings nötiger – Klärungsprozess, der doch länger in Anspruch nimmt, als gedacht? Flügelbildung ist nichts per se Schädliches für eine Partei. Aber sie braucht eben Zeit und kostet Kraft. Bei aller Vorsicht: Bei den Grünen hat das auch Jahre gedauert, bis sie ihr Spektrum halbwegs klar nach außen darstellen konnten. Vielleicht ist es für den Bundestag einfach noch zu früh?

            Nur so ein paar Gedanken, die mir grad kamen…

  13. @bernd
    was ich, als aussenstender, interessierter Beobachter denke ist das es gar nicht so sehr um links und rechts geht.
    Irgendwo habe ich mal gelesen das sich wohl die meisten Piraten hier
    http://www.politicalcompass.org/
    links einordnen.
    Von dem her kann man sagen das die Piraten links sind.
    Wenn ich das aber richtig sehe ordnen sich die meisten Piraten auch libertär ein. Also links-libertär.
    Das, was man aber von den Lautschreiern zu hören bekommt macht eher den Eindruck links-autoritär.
    Schnelles Etiketten verteilen, “Mit Dir rede ich nicht”, zum Spamblocken aufrufen, von Twitter “Haltung” verlangen …. nur keine andere Meinung zulassen, keinen Fussbreit.
    Da bekommt man Angst das es Umerziehungslager gibt um alle auf Linie zu trimmen wenn manche Menschen Macht bekommen.

    Sich klar zu positionieren und zu sagen “Wir sind gegen jede Form der Ausgrenzung und Relativierung der Holocaustleugung” war absolut notwendig und ist auch gut angekommen.
    Wie wäre es mit einer weiteren klaren Positionierung a la “Wir sind gegen jede Einschränkung der Meinungsfreiheit”?

    • Im übrigen war ich der Initiator des Holocaust Papieres und einer der fünf Piraten, die an der Aussage gearbeitet haben. Ich war es auch, der den Antrag stellte.

      Man kann Kante zeigen gegen Rechts, ohne zu pöbeln.
      Aleks

      • Wer das war ist ja an sich egal. Aber schön und löblich 🙂
        Es geht eben um genau das. Sich klar Positionieren ohne in Pöbelei zu verfallen.

        Wie würde wohl aktuell ein Meinungsbild ausgehen a la:

        Die Piratenpartei positioniert sich klar gegen jede Einschränkung der Meinungsfreiheit mittels Zensur oder dem Löschen von Meinungen durch Staatsorgane oder Netzbetreiber. Davon unbeeinflusst bleibt die Verfolgung von Straftaten wie der Dokumentation von Gewaltverbrechen an Kindern (aka Kipo), Beleidigung, Voksverhetzung und, Aufgrund unserer Geschichte, der Leugung des Holocaust durch eine unabhängige Justiz.

        und was hätte eine hohe Zustimmung für Folgen?
        Nur so ein Gedanke.
        Klares Bekenntnis zu Meinungsfreiheit, Netzneutralität und Gewaltenteilung.

  14. Lieber Aleks,

    es wäre schön wenn weniger schwarz/weiss sich durch Deine Argumentationen ziehen würde. Genauso rate ich dazu die Vokabel “Absolutismus” gegen ein anderes Wort auszutauschen. Der Absolutismus ist ein historischer Begriff der nicht anders gedeutet werden kann. Er wirkt sehr strange in Deinem Artikel. Denn wo ist die Bestrebung für eine absolutistische Monarchie a la Louis Quatorze in der Piratenpartei?

    Die Kunst liegt vielmehr darin sich im stillen Kämmerlein der eigenen Blase sich ob übertriebener Ideologiebauten bei den Piraten aufzuregen und dann mittels diplomatischen Handels und des miteinander Redens – auf Augenhöhe mit sich gegenseitig ernst nehmen – zusammen auseinanderzusetzen. Es klingt zwar reichlich nach betulicher Tante aber manchmal haben betuliche Tanten den richtigen Riecher.

    Grüße

    Tante Elfriede Nerdinger

  15. Wenn Du meine kl. Anmerkungen liest, siehst Du mglw., dass ich mit den politischen Schubladen auch eher vorsichtig bin. Was diesen merkwürdigen Test zur Selbsteinschätzung angeht, konnte ich feststellen, dass ich nach Meinung der Erfinder auch links-libertär bin. Danach würde wahrscheinlich selbst Friedrich der Große als Linker reüssieren. Ich geb Dir aber Recht, dass es einige gibt, die ein fast leninistisches Verhältnis zur “Wahrheit” (ihrer Wahrheit) pflegen. Ich nehme das nur insofern ernst, als es den Wunsch oder besser das dringende Bedürfnis nach Meinungsführerschaft (pardon) demonstriert.
    Hinsichtlich bestimmter Ansichten ist das allerdings angebracht. Kein Fussbreit den Braunen.

    Im Übrigen sehe ich keine Einschränkung der Meinungsfreiheit bei den Piraten. Ich sehe nur einen allerdings überbordenen Meinungskampf. Das muss in vernünftige, sachliche Bahnen.

    • Habe ich schon mitbekommen und ich halte von solchen Tests auch nicht so arg sehr viel. Wenn ich mir aber das hier anschaue scheint es bei Deiner Aussage ja einige bei den Piraten zu geben die bei dem Test so abschneiden das sie Friedrich den Grossen weit in den Schatten stellen 😉
      Mir ging es um das Autoritär vs libertär.
      Was Deine Aussage keinen Fussbreit den Braunen angeht gebe ich Dir grundsätzlich auch absolut recht.
      Es geht dabei aber auch um Methoden. Der Zweck heiligt die Mittel halte ich in der Politik für absolut unrichtig.

      Wenn ich mir anschaue das ein Abgeordneter aus NRW für eine absolut dumme Gleichstellung zwischen jüdischem Friedhof und israelischer Politik einen Shitstorm auch aus den obersten Reihen kassiert inkl. Aussagen über die Presse, ein Mitglied des AGH Berlin aber regelmässig zu Spamblock aufruft und ein Mitarbeiter von dort einen Artikel schreibt in dem er einen Netzbetreiber (Twitter) dazu aufruft ohne Justiz zu entscheiden was an Meinungen zu löschen ist ohne das ausser einem Grummeln in der Basis viel passiert verweise ich einfach auf Aussenwirkung und Köpfe und Themen.
      Vor Neumünster sah ich auch keine rechte Politik bei den Piraten. Nur ein paar Idioten die das Aussenbild bestimmten.

      • Die links-libertären kooperieren lieber, die rechts-libertären setzen auf gesunde Konkurrenz, während links- und rechts-autoritäre Gruppierungen auf Kollektivismus und Gleichschaltung setzen.

        Frage ist, wie können wir ein Gegengewicht zu den Krakeelern bilden, ohne diesen Leuten den Mund und die Finger mit Sekundenkleber zu fixieren? Mir gefällt der Gedanke eigentlich nicht, aber ich fürchte, wir müssen solchen Leuten gegenüber autoritär werden, weil sie genau für das stehen, was die Piratenpartei eben nicht will. ^_^

  16. Habe gerne mitgemacht, war die schönste Zeit ever, aber ich verstehe auch, dass Piraten inzwischen als unwählbar gelten.

    Dein Text ist eine Verzweiflungsgeste, nach einer sehr langen Phase des “Nicht-wahrhaben-wollens”. Mal guggn wie der nächste Teil aussieht und ob sich dann der zweite Teil der Trauer offenbart: die Wut. Aber das ist gut. Die Piraten werden als Bewegung fortbestehen. In anderer Form. Missgestaltet. Dafür werden die Medien schon sorgen. So eine Drohung vor den Parlamenten zu haben ist immer praktisch.

    Mir ging leider auch zu spät ein Licht auf. Diese Worthülse von der “Mitmachpartei” ist lächerlich, solange ihr eure Kommunikation nicht geregelt kriegt (bin da leider mit Hinweisen nicht auf Bereitschaft gestoßen). Aber es war bequem, weil es euch, von den Medien begeistert verbreitet, von dem Ein-Themen-Stempel befreite. In “Mitmachpartei” steckt “Themenvielfalt” drin – irgendwie – aber es ist nur ein dummer Pleonasmus. Alle Parteien in Dtl sind für alle offen – und eine Internetpartei ist nicht automatisch eine Ein-Themen-Partei. Aber das haben wir nicht gemerkt oder es hat sich nicht rumgesprochen. Dieser “Mitmach”-Stempel verhindert leider, dass ihr die negativen Effekte in den Griff kriegt, die seit Jahrzehnten in der Massenkommunikation bekannt sind und die Du kritisierst. Außerdem verhindert es den effektiven Schutz einzelner Mitglieder vor lauten Arschlöchern. Von der physischen und psychischen Belastung für die Mitglieder ganz zu schweigen, weil sich daraus im Extremfall (und von den Medien gern genommen – genau wie “Transparenz”) eine Inklusionspflicht ableiten lässt – aber keine Integrationspflicht.

    Wünsch euch viel Glück.

  17. Klar sind wir radikal. Radikal individualistisch. Der Schwarm ist ein offenes, generisches Kollektiv mit situativen Clustern. Im übrigen ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem.

  18. Sehr geehrter Herr Lessmann,

    wenn Sie weiterhin meine Existenz bewahren wollen, dann machen Sie genau so weiter.

    Vielen Dank im voraus und ich verbleibe mit aufrichtigem Dank

    Status Quo

    • Danke Status Quo Anonymous.

      Das sind genau die Methoden, die ich im Blogpost erwähne. Wie jemand auf Twitter sagte, ist das Problem vielleicht weniger die Ideologie als dogmatische Positionen und die Methoden, sie durchzudrücken, wie du sie klar zur Schau stellst.

      Also, dir vielen Dank für ein tolles Beispiel. Wirst dich im zweiten Teil wieder finden.

  19. Im Grundsatz Zustimmung von meiner Seite.

    Eigentlich bräuchte ich nach dem Kommentar von Jo Menschenfreund nichts mehr zu schreiben.
    Denn dort ist m.E. alles Westentliche gesagt.

    Als persönlicher Eindruck sei noch hinzugefügt:
    Mich stimmt in diesem Zusammenhang bedenklich, dass Tonangebende Berliner Piraten bestrebt sind, mittels der Durchsetzung eines Klarnamenszwangs für das LQFB und Aufrechterhaltung der Superdeligierten im LQFB eine Struktur zu bauen, die ich in vielerlei hinsicht als ‘unfrei’ empfinde. Und, als würde dies noch nicht reichen, scheint es zudem darum zu gehen, erwähnte statische Struktur auf die in Berlin favorisierte Idee der ‘stetigen online Parteitage’ zu übertragen. Hier ist m.E. allerhöchste Aufmerksamkeit geboten, bevor die Piratenpartei zu einer von wenigen dominierten Überwachungspartei mutiert.

  20. Es ist falsch, dass die Piraten im Würgegriff der Radikalen sind. Wieso ? Weil der Denkansatz, die Piraten waren eine liberale, freiheitliebende Partei der Falsche ist. Eine Partei hat von sich aus kein Wesen. Das Wesen wird durch die Mitglieder bestimmt. Und wenn der ursprüngliche Kern es zulässt, offen für jeden zu sein, muss er auch mit neuen Meinungen und Strömungen umgehen können. Und auch akzeptieren, dass die Strömung von vielen mitgetragen wird, bzw. die Partei für Freunde dieser Strömung attraktiv wird, diese ebenfalls mitmachen und sich der Trend und die Mitgliederzahl in diese Richtung verschiebt (Ein radikales Beispiel war von ca. 15 Jahren die FDP.Vor Möllemanns Projekt 18 gab es den Versuch von Studenten, durch Massenhaften Beitritt das Gesicht der FDP radikal zu verändern. Die “alten” Parteimitglieder haben es damals verhindert, um das Profil nicht zu verlieren).
    Und wenn man den “Radikalen” vorwirft, keine vernüftigen Lösungen zu wollen, sondern Ihre Ideologie durchsetzen zu wollen: Das ist ein seltsames Demokrativerständnis innerhalb der Piraten: Erstens können die “Radikalen” genau diametral argumentieren, dass die “alten Hasen” nur ihre Ideologie durchsetzen wollen, und zweitens kommen die Radikalen Vorschläge nur durch Mehrheiten zum Zuge ( Übrigens kann man Sachpolitik nur aufgrund einer “Ideologie” betreiben, man muss schließlich wissen, welches Ziel man erreichen will )
    Und damit kommt man zum Ausgangspunkt: Entweder man ist eine für alle offene Partei, muss dann jedoch mit alternativen Meinungen und auch deren Mehrheit innerhalb der Partei umgehen können. Oder aber man hat eine Partei, die nur Mitglieder akzeptiert, die sich an ein gewisses Leitbild halten.
    Und als Aussenstehender halte ich das für wesentlich Sinnvoller: So ist für den Wähler klar, für welche Politik die Partei steht. Ich will niemanden wählen, der seine politische Meinung um 180° dreht. Übrigens auch ein Punkt, der den Piraten am Anfang geholfen hat: Dass die etablieren Parteien als abgehoben und als Welt für sich betrachtet wurden.
    Und ein letzter Punkt: Dieser durch Abwesenheit eine Deligiertensystems mögliche schnelle Strömungswechsel ist Systembedingt. Der für alle offene Schwarm hat kein Leitbild, an welches er sich halten kann. Und daher folgt er dem, der in dem Moment das attraktivste Angebot macht, es bleibt kaum Zeit für Diskussionen, es wird nichts gefiltert.

  21. Kleiner Nachtrag: die Beschwerden die da draußen irgendwo über den Umgang “der Medien” mit Steinbrück rumfliegen, bergen zwar keine großartigen Erkenntnisse. Aber wer das Szenario verfolgt hat (die Zeit fasst es indirekt hier ganz gut zusammen http://www.zeit.de/politik/deutschland/2013-01/steinbrueck-spd-kanzlerkandidat-medien/seite-2), der wird eine gewisse Ähnlichkeit zum Umgang mit den Piraten feststellen. Soap-Style-mässig aufgebaut, aus einem Reflex heraus, getreu den derzeitigen Rahmenbedingungen aus innenpolitischer Situation/Zeitgeist/Trend, technischer Entwicklung und daraus folgendem Geldmangel – und dann den Fall passend dramatisch begleitet. Dabei passten Piraten als Antwort auf diese schlimmen Tendenzen im Journalismus wie die Faust auf’s Auge.

    Der Vergleich Piraten und Steinbrück drängt sich sogar auf. Nur leider haben “die Medien” es im Fall der Piraten erfolgreich als Schwäche umgedeutet, dass alle Piraten nach ihrem Schnabel reden “dürfen” und so viele Kanäle und Möglichkeiten der Äußerung bestehen – im Sinne einer Soap-Entwicklung. Als Antwort der Piraten gab es aber nur sinnlose 45er-Treffen ohne ne langfristige Ausrichtung derer, die auf den professionellen Plätzen sitzen und sich ihrer Bedeutung nicht bewusst sind. Statt mit Stolz auf die ursprüngliche Idee zu verweisen, die natürlichen Schutzmechanismen eurer Kommunikation und einfach so weiter zu machen und in den oberen Etagen die Fresse zu halten, wurde von den Famous Five gelabert und gelästert – vor Ort war eine unfassbare Lethargie zu greifen, eine aufkommende Panik und dann der permanente Verrat der Mitglieder untereinander, mangels Willen und Vertrauen.

    Gut dass es so unfassbar viele Piraten gibt und immer noch welche nachkommen. Wie geschrieben. Der Bestand ist wohl gesichert, aber das Gesicht wird ein deutlich anderes sein. Die eigentliche Chance aber ist vertan. Ich kann bei diesem Gedanken auch leider keine ruhigen Texte mehr verfassen. Nehmt es so hin und freut euch über den Ärger.

  22. Vielen Dank für diesen Text, er deckt sich mit vielen meiner Beobachtungen zur Entwicklung der Piratenpartei seit 2009.

    Wann kann man denn mit dem zweiten Teil rechnen?

    Viele Grüße, Paul B.

  23. /signed

    Was Du schreibst habe ich schon letztes Jahr des öfteren thematisiert. Leider wird man von diesen Leuten einfach niedergeschrien wenn man sachlich, rational und freiheitlich argumentiert. Ich mag mich deren Ideologiekeulen und wütenden, selbstgerechten Emotionen nicht mehr aussetzen. Das ständige dagegenhalten hat mich viel Kraft und Zeit gekostet, die ich nicht für so albernes Geplänkel übrig habe. So wird die nötige politische Grundlagenarbeit nämlich nicht erledigt. Also arbeite ich still in meinen AGs und ignoriere die Schreihälse, in der Hoffnung, daß sie uns nicht alles kaputtmachen, was wir mühsam aufgebaut haben. Ich habe definitiv keine Kraft mehr, gegen die zu kämpfen.

  24. Einstellungen und Meinungen wie deine haben noch mal bewogen auf dem Piratenschiff anzuheuern. Leider sind ultralinke dabei ans Steuer gekommen, und haben das Piratenschiff schon långst auf das Riff gesetzt.

    Während die einen mit Joint und Sandalen, aber ohne Socken am Strand sitzen, versuchen die bürgerlichen und sachorientierten Matrosen per Neuanfang das Schiff wieder flott zu bekommen.

    Wie lange bis zum nächsten Aussetzer? Wie lange, bis das Schiff im Hafen der Wähler nicht mehr anlaufen darf oder braucht?

    Wo sind all die Piraten hin, mit denen man sachorientiert und emotionslos selbst über Sterbehilfe und andere Themen diskutieren konnte.

    Michael Behling
    @Inoxis63

  25. Danke für diesen Text!
    Ich erlebe es in diversen AGs leider immer wieder, daß genau das passiert, was du beschreibst: Eine kleine, lautstarke Minderheit will eine Extremposition mit aller Gewalt durchdrücken. Dabei ist kein Mittel zu brutal, einschließlich Rufmordkampagne.
    Wenn ich meinen Keks nicht kriege, haue ich deine Förmchen kaputt.

    Woher kommt das? Antwort: Aus dem Hype, den wir letztes Jahr erleben durften. Unsere Mitgliederzahlen sind in die Höhe geschossen. Dabei sind tausende vernünftige Menschen, die unsere Ideale teilen und eine echte Bereicherung sind, aber leider auch ein paar hundert (mehr sind es wirklich nicht) Durchgeknallte, die mit ihren kruden Ideen schon woanders Schiffbruch erlitten haben, und jetzt die Piraten als Vehikel mißbrauchen wollen. Gerade unsere offene Struktur, auf die wir zu recht stolz sind, macht es ihnen leicht. Sie mißbrauchen sie immer wieder, um Shitstorms zu entfachen. Die Frage muß also lauten, wie werden wir diese Leute wieder los, ohne uns selbst zu verraten und so zu werden wie die anderen Parteien?

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